Horst-Jürgen Gerigk
Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller
Vom »Toten Haus« zu den »Brüdern Karamasow«
Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 2013 (= Fischer Klassik)
352 Seiten, 10,99 Euro. ISBN 978-3-596-90558-4
Inhaltsverzeichnis und Leseprobe (PDF)
Kommentar des Autors zu seinem Buch
Landshuter Zeitung, 21. September 2013
Osteuropa, 63. Jahrgang, Heft 10, Oktober 2013
Neue Zürcher Zeitung, 10. Juni 2014
Zeitschrift für Slawistik 2014; 59(2)
Dostoevsky Studies. New Series, 18 (2014
Armin Knigge: „Der Meister aus Russland“ – Horst-Jürgen Gerigk über das Werk Dostojewskijs
Information zu "Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller"
Im Zentrum dieser Einführung für den Leser von heute stehen Dostojewskijs fünf große Romane, auf denen sein Weltruhm beruht: „Verbrechen und Strafe“, „Der Idiot“ , „Böse Geister“ , „Ein grüner Junge“ und „Die Brüder Karamasow.“
Vorgeschaltet ist eine Analyse seines Sträflingsreports „Aufzeichnungen aus einem toten Haus,“ mit dem Dostojewskijs Fixierung auf Kriminologie und Christentum stattfindet, die für alles, was er danach schreibt, bestimmend bleibt und den Referenzrahmen liefert.
Der ungewöhnliche Zugriff auf Dostojewskijs Hauptwerke beteiligt den Leser am Abenteuer der Interpretation, das hier voller Überraschungen steckt und eine neue Sicht auf den Meister aus Russland eröffnet.
Landshuter Zeitung, Samstag, 21. September 2013
Der Verbrecher in uns
Horst-Jürgen Gerigk legt ein wichtiges Buch über „Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller“ vor
Von Dr. Heide Seele
In Horst-Jürgen Gerigks zahlreichen Veröffentlichungen rangiert der Russe Dostojewski an vorderster Front. Jetzt legt der renommierte Slavist (und Amerikanist) seine umfangreiche Monographie
„Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller“ vor, die er als Summe seines über 50-jährigen Nachdenkens über diesen Klassiker der Weltliteratur bezeichnet. Gerigk, der von 1998 bis 2004 Präsident
der Internationalen Dostojewskij-Gesellschaft war, versucht in seiner jüngsten Publikation, dem Leser den Zugang zu den Hauptwerken des Schriftstellers zu erleichtern. Das empfindet der Interpret vor
allem deshalb als notwendig, weil Dostojewskij das von ihm Gemeinte geradezu programmatisch zu verstecken versteht und vom Leser erwartet, dass dieser selbst auf die richtige Spur kommen und die
Wahrheit entdecken möge. In dem umfangreichen Werk fokussiert Gerigk den Dichter als Kriminologen und missionarisch gesonnenen Christen. In dieser Doppelfunktion tritt Dostojewskij zum ersten Mal in
den „Aufzeichnungen aus einem Toten Haus“ auf. Die vier Jahre (1850-1854), die er als politischer Sträfling unter Verbrechern im sibirischen Zuchthaus verbrachte, haben ihn - wie Gerigk betont
-stigmatisiert, und deshalb widmet er diesen Aufzeichnungen, vor allem der darin entwickelten Erzähltechnik, große Aufmerksamkeit. Der Dichter fragte sich zum Beispiel, wie ein Mensch zum Mörder
werden kann, ob es den geborenen Verbrecher gibt, ob jeder Mensch ein Gewissen hat oder sich Schuld sinnvoll in Strafe umrechnen lässt. Das Buch mit dem Cover von Wera Jermolajewa, der 1893 geborenen
Avantgardekünstlerin, die 1937 in einem Straflager starb, ist fast musikalisch in fünf Sätzen aufgebaut. Das zentrale dritte Kapitel gilt den chronologisch behandelten fünf großen Romanen „Verbrechen
und Strafe“, „Der Idiot“, „Böse Geister“, „Ein grüner Junge“ und „Die Brüder Karamasow“, wobei der Interpret hier eine neue Methode der Werkanalyse anwendet. Nach einem „Einstieg“ mit wichtigen
Informationen über die Hintergründe des Buches und einer Inhaltsangabe folgt der „Zugriff“, der den Filmenthusiasten Gerigk und sein Gespür für „Timing“ erkennen lässt. Dieser „Zugriff“ bildet das
Kernstück der Werkanalyse, an die sich noch die „Besonderheiten“ anschließen, denn jeder Roman hat seine spezifischen Eigenheiten. Im zweiten Kapitel hatte Gerigk die geistige Situation von
Dostojewskis Zeit am Beispiel von dessen „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ skizziert, während er im vierten Deutschland als Schauplatz der Novelle „Der Spieler“ darstellt und im fünften die
Beziehungen zwischen Leben und Werk des Dichters untersucht. Diese sind nachweislich sehr eng und verleihen seinen unsterblichen Büchern ihre anhaltende Authentizität.
Horst-Jürgen Gerigk: Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom „Toten Haus" zu den „Brüdern Karamasow". S. Fischer, Frankfurt. 345 Seiten, 10,99 Euro.
Osteuropa, 63. Jahrgang, Heft 10, Oktober 2013
Horst-Jürgen Gerigk: Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom „Toten Haus" zu den "Brüdern Karamasow". Frankfurt am Main: Fischer Verlag 2013 (Fischer Klassik). 347 S. 10,99 €
Der Slavist und Komparatist Horst-Jürgen Gerigk, langjähriger Vorsitzender und jetziger Ehrenvorsitzender der internationalen Dostoevskij-Gesellschaft, hat sich sein ganzes Leben lang mit Dostoevskij auseinandergesetzt. Das nun vorliegende, für jeden erschwingliche Taschenbuch ist das bewunderungswürdige Resümee dieser jahrzehntelangen Arbeit. Es ist ein Buch, das die Grenzen der akademischen Literaturwissenschaft sprengt und für jeden Dostoevskij -Leser zum spannenden Lektüreabenteuer wird. Nicht Dostoevskijs dramatisches, von Scheinhinrichtung, Zuchthaus, Epilepsie und Spielsucht geprägtes Leben steht hier im Mittelpunkt, sondern sein gewaltiges literarisches Werk, durch dessen „suggestive Existenz" dieser Klassiker der Weltliteratur unsterblich geworden ist.
Gerigk stellt die Hauptwerke vor, die den Weltruhm Dostoevskijs begründen. Textgrundlage sind die neuen Übersetzungen von Swetlana Geier, der das Buch auch gewidmet ist. Der Zugang ist die einzigartige Erzähltechnik dieses genialen Autors, der – mit seiner großen Nähe zur Trivialliteratur – zu Recht als eine Mischung aus Platon und dem Boulevard-Schriftsteller Eugène Sue bezeichnet wurde. Es geht um die Strategien, mit denen dieser „durchtriebene Handwerker des künstlerischen Effekts" den Leser in Spannung hält. Ausgehend von den brillanten, detaillierten und immer wieder überraschenden Analysen der Erzählverfahren, von der „poetologischen Rekonstruktion" der Werke, eröffnet sich Schritt für Schritt auch der Zugang zum Denken des antiwestlich-nationalistischen Ideologen und christlichen Propheten Dostoevskij.
Am Beginn stehen die Aufzeichnungen aus einem toten Haus, in denen Dostoevskij seinen eigenen Zuchthausaufenthalt dichterisch überhöht und in literarischer Form verarbeitet hat, für Gerigk das „Werk seiner Selbstfindung". In diesem Schlüsseltext sind die zentralen Probleme all seiner späteren Werke angelegt: sein Menschenbild, in dem der Verbrecher, der Mörder einen zentralen Platz einnimmt, die Frage nach der Rolle des Milieus bzw. der Freiheit und Verantwortung des Menschen – hier bringt der Blick in die Abgründe der menschlichen Natur den Willen zum Glauben hervor, zum Christentum in seiner russisch-orthodoxen Variante. In Sibirien unter Verbrechern wurde Dostoevskij zum tief schürfenden Kriminologen und zum missionarischen Christen.
Im zweiten Kapitel, das den Aufzeichnungen aus dem Kellerloch und dem Reiseessay Winterliche Aufzeichnungen über sommerliche Eindrücke gewidmet ist, fragt Gerigk nach der geistigen Situation der Zeit, die Dostoevskijs Denken prägte. Der namenlose Räsoneur und Antiheld aus dem „Kellerloch" verkörpert exemplarisch das gefährliche sittliche Wertevakuum, das für Russland Mitte der 1860er Jahre charakteristisch war. In der literarischen Verarbeitung seiner Reise nach Westeuropa kommt Dostoevskij zu dem Fazit, dass Russland nichts vom Westen lernen könne, sondern sich allein auf seine eigenen Werte zurückbesinnen müsse. In beiden Werken macht er seine antiwestliche ideologische Position am Bild des Kristallpalastes fest, mit dem er sowohl das materialistische, kapitalistische Fortschrittsmodell wie auch die das Wesen des Menschen ausklammernde sozialistische Utopie endgültig verwirft.
Diese Themen stellen die Grundlage dar für Dostoevskijs fünf große Romane, die alle im Jahrzehnt von 1865 bis 1875 spielen und „die Auswirkungen der russischen Wirklichkeit auf die heranwachsende, zu sozialem Bewusstsein erwachende Generation" zum Thema haben. Sie sind Diagnosen der geistigen Situation dieses Jahrzehnts in Russland und gleichzeitig gesellschaftstypische Allegorien.
Die folgenden Kapitel über die fünf gewaltigen Werke sind Kabinettstücke einer meisterhaften, am Leser, nicht an den Fachkollegen orientierten literaturwissenschaftlichen Analyse. Am Anfang steht jeweils eine mit "Einstieg" überschriebene Einführung in Zeit und Ort sowie Erzählergestalt und Erzählperspektive, also Grundinformationen, die die Voraussetzung für das Verständnis der Handlung des Romans sind. Im folgenden "Zugriff" weckt Gerigk das Interesse des Lesers zunächst durch provozierende Fragen zu besonders packenden Romanszenen - z.B. danach, wer der bedeutendste Mörder des 19. Jahrhunderts sei, Raskolnikov oder Jack the Ripper.
Die einzelnen Werkdeutungen sind Musterbeispiele von anspruchsvollen Interpretationen im „vierfachen Schriftsinn": Mit oft hintersinnigen, originellen Denkoperationen führt Gerigk den Leser anhand von Textbeispielen zu Erzählhaltung, Personenkonstellation, Zeitgestaltung oder Komposition dazu, dass dieser nachvollziehen kann, wie sich aus dem buchstäblichen Sinn der Handlung mit ihrem psychologischen Realismus der übertragene, allegorische Sinn (die Personen als Repräsentanten der russischen Geschichte) entfaltet.
Diese als Belehrung für den zeitgenössischen Leser gedachte Ebene wird schließlich überwölbt von der überzeitlichen Exemplarik von Figuren und Handlung im Sinne eines christlichen Heilsgeschehens. Der letzte Abschnitt jeder Werkanalyse trägt den Titel „Besonderheiten", in dem es um jeweils spezifische Elemente des entsprechenden Romans geht wie etwa die Rolle der Träume Raskolnikovs, des übertriebenen, extravaganten und phantastischen „Prinzips Gothic" im Idioten oder die ungeheure Vielfalt der literarischen Gattungen in den Brüdern Karamazov. Vor allem aber kommt hier der mit der europäischen und amerikanischen Literaturgeschichte vertraute Komparatist und Kulturwissenschaftler Gerigk zum Zuge, der z.B. zeigen kann, wie das dominierende Verfahren des „delegierten Phantasierens" von Raskolnikov, das den Leser zum Komplizen des Täters macht, nicht nur in der Tradition E.T.A. Hoffmanns steht, sondern auch für Hollywoods Traumfabrik ein maßgebendes poetisches Muster geliefert hat.
Gerigk fasst danach noch einmal zusammen, worin das Gemeinsame dieser großen Werke liegt, auch wenn jedes für sich ein ganzes Universum darstellt: Bei allen fünf Romanen setzt sich die Poetik aus den inhaltlichen Wirkungsfaktoren Verbrechen, Krankheit, Sexualität, Religion, Politik und Komik zusammen.
Alle von einer Idee besessenen Helden dieser Romane von Raskolnikov bis zu den Brüdern Karamazov sind ganz junge Menschen, die geprägt sind vom Fehlen oder Versagen ihrer leiblichen Väter. Im Problem der Vaterlosigkeit veranschaulicht Dostoevskij das Wertevakuum und die Krise der russischen Gesellschaftsentwicklung. Die Suche nach dem geistigen Vater ist der rote Faden, der sich durch alle fünf Romane zieht. Und Dostoevskij sieht diesen im russischen Christentum und gestaltet ihn mit Makar Dolgorukij im Grünen Jungen und Starec Zosima in den Brüdern Karamazov auch als konkrete Figur.
Das folgende vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Schauplatz Deutschland, der im Roman Der Spieler zum Tragen kommt und in dem das Thema Geld in all seinen Erscheinungsformen veranschaulicht und das „Ausland" zum negativen Leitbegriff von Dostoevskijs poetischem Universum wird.
Das letzte fünfte Kapitel widmet sich noch einmal den „Beziehungen zwischen dem Leben und Werk Dostoevskijs". Da wird das Frühwerk mit seinen literarischen Vorbildern als Laboratorium für die Entwicklung seines Schreibens kurz abgehandelt. Da wird auf die Stichworte seiner aufregenden Lebensgeschichte, die im Werk Ausdruck finden, eingegangen: die Schauplätze seiner Werke, seine Krankheit Epilepsie, sowie die Eckdaten seiner dramatischen Lebensgeschichte. Gerigk stellt klar, warum man diese Lebensdaten so knapp am Ende der Werkanalysen abhandeln darf. Ihm geht es darum, „die Richtung der Kausalität umzudrehen": Dostoevskijs Lebenslinie sei von der Obsession praktizierter Erzählkunst beherrscht, zu der sein empirisches Leben nur das Material geliefert habe.
Gerigks Buch nähert sich dem genialen Schriftsteller ohne ehrfürchtiges Pathos, ohne psychologische Erklärungsmuster und ohne politisch-ideologische Vorverurteilung, allein mit der Frage, wie seine Prosa gemacht ist. Das Ergebnis ist von höchstem Erkenntniswert, und das wahrlich nicht nur für Literaturwissenschaftler.
Karla Hielscher
Neue Zürcher Zeitung, 10. Juni 2014, Seite 39
Dostojewski zwischen Ideologie und Kunst
U. Sm. Der Heidelberger Slawist Horst-Jürgen Gerigk gehört zu den besten Kennern von Dostojewskis Werk. Gewissermassen als Summe seiner langjährigen Reflexion legt er nun eine Monografie vor, in der er Dostojewskis Romane einer eingehenden Deutung unterzieht. Gerigk geht davon aus, dass bei Dostojewski die «erzählte Sache» immer grösser als ihre «Fixierung durch den Erzähler» sei. Damit tritt er dem Vorwurf vieler Literaturkritiker entgegen, Dostojewski habe seine Romane nachlässig und schnell geschrieben. Das fragmentarische und fieberhafte Erzählen gehört bei diesem zur künstlerischen Konstruktion: Der Leser soll selbst die metaphysische Wahrheit erkennen, die sich in den Romanen verbirgt. Es tut Dostojewskis künstlerischem Genie wenig Abbruch, dass seine ideologische Botschaft durchaus prekär ist: Dostojewski wettert gegen alles Fremde, gegen Juden, Polen, Deutsche und Franzosen. Das Heil erwartet er in Russland: Christus wird hier erscheinen, die Russen sind das «Gottesträgervolk». Dostojewski hat seine grossen Romane als erzählerische Analyse des krisenhaften Russland der 1860er und 1870er Jahre angelegt. Er kritisiert schädliche westliche Einflüsse wie den Kapitalismus, den Sozialismus und die Demokratie. Der Staat soll «Kirche» werden. Alle dramatischen Ereignisse, die sich in Dostojewskis Romanen abspielen, lassen sich letztlich auf Abweichungen vom rechten russischen Weg zurückführen. Es gelingt Gerigk, das Zusammenspiel von Ideologie und Kunst in Dostojewskis Romanen bestechend zu erklären. Seine Monografie ist ein Must für alle Fans.
Horst-Jürgen Gerigk: Dostojewskis Entwicklung als Schriftsteller. Vom «Toten Haus» zu den «Brüdern Karamasow». S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2013. 352 S., Fr. 17.90.
Zeitschrift für Slawistik 2014; 59(2): Seiten 276 - 281
Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom „Toten Haus“ zu den „Brüdern Karamasow“
Gerigk, Horst-Jürgen, Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom „Toten Haus“ zu den „Brüdern Karamasow“. Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 2013. 348 S.
„Fort mit euch, ihr alten Obersetzungen! Wir wollen nur den klaren, rhetorisch versierten Dostojewskij von Swetlana Geier“, jubelte die FAZ anlässlich der Neuübersetzung von Dostoevskijs Roman
„Podrostok“ durch Swetlana Geier im Zürcher Ammann-Verlag. Nachdem Ammann 2010 seine Verlagstätigkeit eingestellt hatte, erwarb der S. Fischer Verlag die Rechte an Geiers Dostoevskij-Übersetzun-gen.
Für einen Einführungs- und Begleitband zu dieser inzwischen vollständig vorliegenden Ausgabe wurde der Heidelberger Slavist und Komparatist Horst-Jürgen Gerigk gewonnen, der seit seinem „Versuch über
Dostojewskijs Jüngling“ (München 1965) die Dostoevskij-Forschung in einem Maße bereichert hat wie hierzulande kein Zweiter.
Dostoevskij wird im Vorwort wie auch im weiteren Text als „Meister aus Russland“ bezeichnet. Ebenso lautet der Titel von Gerigks vorausgegangenem Dostoevskij-Buch („Ein Meister aus Russland“,
Heidelberg 2010). Der Begriff „Meisterschaft“ hat doppelte Signalfunktion. Er richtet sich zum einen gegen den immer wieder erhobenen Vorwurf, Dostoevskij habe unter zu großem Zeitdruck gearbeitet
und deshalb oft mindere Qualität geliefert. Dem hat Gerigk schon 1965 die These entgegengesetzt, es bedürfe nur eines genaueren Hinsehens, um die erzählerische Stärke selbst eines auf den ersten
Blick so chaotisch anmutenden Romans wie „Podrostok“ zu erkennen. Zum anderen impliziert „Meisterschaft“ eine Lektüre, die das literarische Konstrukt als „gestaltete Sache“, nach Maßgabe seiner
formgebenden Prinzipien und jener leitenden Idee rekonstruiert, der es Gestalt verleiht. Mit dem Beharren auf der Erschließbarkeit eines Klartextes hinter allen noch so komplizierten
Zeichenstrukturen des literarischen Gebildes setzt Gerigk sich von der postmodernen Hermeneutik gleichermaßen ab wie vom tech-nischen Meisterschaftsbegriff des Russischen Formalismus mit seinem
Interesse an der „Werkstatt“ (masterskaja) und handwerklichen „Verfahren“ (priemy) des Wortkünstlers.
Das Hauptinteresse der Arbeit gilt den „Fünf Elefanten“, wie Swetlana Geier die großen Romane Dostoevskijs in dem ein Jahr vor ihrem Tod (2009) erschienenen Dokumentarfilm von Vadim Jendreyko genannt
hat. Die 1840er Jahre werden erst im abschließenden Kapitel und auch dort nur kursorisch behandelt Als Einstiegstext wählt Gerigk stattdessen die „Zapiski iz mertvogo doma“. Im unmittelbaren Kontakt
des Autors mit dem Phänomen des Verbrechens in der Katorga sieht er die „Initialzündung für die zentrale Problemformulierung' der großen Romane“ (26). Die Frage, wie sich der Mensch „im Fadenkreuz
zwischen Gewissen und Strafgesetz“ (34) verhält, wird in den fünf großen Romanen zum Kern der Sujetkonstruktion. In Dostoevskijs Anthropologie steht der Mensch nach Gerigk permanent unter Verdacht.
Verhör, schlechtes Gewissen, Anklage und Strafe sind die unguten Realitäten, mit denen sich seine Hauptfiguren ständig konfrontiert sehen. Als Gegenkraft beschwöre der Autor ein auf die Figur des
Erlösers zentriertes Christentum, ohne damit die Realität des Abgrunds und der Finsternis jedoch zu bannen. Allen Romanen eingeschrieben sei die Auseinandersetzung mit der geistigen Situation der
Zeit. Geprägt durch den von Westeuropa ausgehenden Materialismus und Nihilismus finde Dostoevskijs Kommentar zum geistigen Klima der Epoche seinen markantesten Ausdruck in den „Zapiski iz podpol'ja“.
Aus „Sorge um die Zukunft Russlands“ (45) setze er in das allgemeine Wertevakuum seine eigene Vision einer christlichen Auferstehung Russlands.
„Prestuplenie i nakazanie“ sieht Gerigk psychologisch fokussiert auf die Verfassung des Täters nach der Tat, moralisch auf den Verbrecher im Zangengriff zwischen Strafgesetz und Gewissen. Da die
Geschichte des Verbrechens als Krankheitsgeschichte erzählt wird, spielen Raskol'nikovs Fieberträume hier eine wichtige Rolle. Entscheidend sei der Traum im 6. Kapitel des 1. Buches, den der Held
kurz vor Ausführung seiner Tat träumt. Den ganzen weiteren Text bis hin zum Epilog deutet der Verfasser als einen Traum RaskoPnikovs (91) und erklärt dies mit dem Modell des „delegierten
Phantasierens“, das er ausführlicher an anderer Stelle erläutert hat (Vgl. Horst-Jürgen Gerigk, Lesen und Interpretieren, Göttingen 2002: 41-56). Demzufolge wird der Leser durch die Überlagerung von
äußerer und innerer Realität in eine anhaltende Tagtraum-Phantasie Raskol'nikovs hingezogen. Gerade solche Traumspiele seien es, die dem Text seine einzigartige Suggestionskraft verleihen. Viele
Bilder, besonders jene schrille Szene, die den Mörder und die Hure bei der gemeinsamen Lektüre des Evangeliums zeigt und die für Nabokov an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen ist (Vladimir
Nabokov, Vorlesungen über russische Literatur, hrsg. von Fredson Bowers und Dieter E. Zimmer, Reinbek bei Hamburg 2013:275 f.), gehen dabei „auf das Konto des Kitschmenschen'' (96), der in jedem von
uns schlummert. Die Popularität von „Prestuplenie i nakazanie“ als dem meistgelesenen von Dostoevskijs Romanen erkläre sich nicht zuletzt durch diese Nähe zur Trivialliteratur und zur Phantasie des
„Kitschmenschen“.
Als „Phänomenologie der Verkennung“ begreift Gerigk Dostoevskijs nächsten Roman, „Idiot“. Zu diesem Ansatz berechtigt in der Tat schon der Titel, der als Fehlzuschreibung einer Instanz zu lesen ist,
die Martin Heidegger als das „Man“ bezeichnet. Wie Jesus Christus und Don Quijote, in deren Tradition Dostoevskij seinen Helden bekanntlich stellt, wird Fürst Myäkin durch das Gerede des „Man“
verkannt und denunziert. In dieses Spiel der Verkennungen ist auch der Leser kraft einer Erzähltechnik einbezogen, die Gerigk dem „Prinzip Gothic“ zuordnet. Damit ist, in Anspielung auf die „gothic
novel“, eine der Poetik des Schauer- und Feuilletonromans entlehnte ästhetische Besonderheit gerade dieses Werks gemeint. Sie schlage besonders in der makabren Schlussszene des Romans durch (MySkin
und Rogozin an der Leiche Nastasja Filippovnas), die Gerigk treffsicher als „nekrophile Andacht mit Desinfektionsmitteln“ (142) charakterisiert.
Im Kapitel über „Besy“ bekennt Gerigk sich zu Albert Camus, der Dostoevskij und nicht Marx für den wahren Propheten des 20. Jahrhunderts hielt, da er die Herrschaft der Großinquisitoren vorausgesehen
habe. Als Politikum habe das Böse aus Dostoevskijs Sicht seinen Ursprung in den liberalen und linken Salondebatten der 1840er Jahre, die den Terrorismus eines Necaev hervorgebracht haben. Die
zeitgeschichtlichen Aussagen des Textes überwölbe eine Sinnsphäre, die das erzählte Geschehen als christliche Heilsgeschichte erfasst. Indem er diese Sinndimension als „eschatologisch“ bezeichnet,
bringt Gerigk die mittelalterliche Lehre vom vierfachen Schriftsinn in Anschlag, auf die er ebenfalls schon in „Lesen und Interpretieren“ zurückgegriffen hat (Vgl. Gerigk 2002:118-139). Stav-rogin
stelle im Universum des Textes eine Art Gegen-Christus dar, der die Menschheit vom misslungenen Schöpfungswerk Gottes erlösen möchte, daran jedoch scheitert und deshalb als „Bürger des Kantons Uri“
aus dem russisch-christlichen Kosmos ausscheiden muss.
Der Roman „Podrostok“, seiner Textur nach begriffen als „gezielte Verwandlung erzählerischer Ungeschicklichkeit ins Ausdrucksmittel“, ist für Gerigk „eines der kühnsten Experimente in der Geschichte
des europäisch-amerikanischen Romans“ (178). Dargestellt werde der Kulturzustand Russlands im pubertären Bewusstsein eines Zwanzigjährigen. Die Vermittlung der Handlung aus der Perspektive eines
Halbwüchsigen erkläre die hochgradige Melodramatik vieler Szenen. Ähnlich wie in den Phantasien Raskol'nikovs bringe sich hier „der Kitschmensch“ und damit eine Ästhetik zur Geltung, die fälschlich
dem Autor zugeschrieben wird.
Den breitesten Raum nimmt das Kapitel über „Braf ja Karamazovy“ ein. Der Vorstellung, dass Ivan als Spiritus Rector schuld am Mord des Vaters und Dmitrijs Verurteilung insofern ein Justizirrtum sei,
setzt Gerigk die schon 1975 aufgestellte These CVgl. Horst-Jürgen Gerigk, Die zweifache Pointe der Brüder Karamasow. Euphorion 69,1975:333-349) entgegen, dass letztlich alle drei Brüder, wenn auch in
unterschiedlichem Grade, den Mord zu verantworten haben, am meisten aber Dmitrij, in dem sich der Vatermord nicht nur als geheimer Wunsch, sondern als erklärte Absicht und damit als Wille zum Bösen
offenbart. Erst dies ermögliche die Rolle Smerdjakovs als „Exekutor des Bösen“. Auf der realistischen Sinnebene stellt der Prozess um Mitja offensichtlich einen Justizirrtum dar. Auf der
allegorischen, an Kants Modell des inneren Gerichtshofes orientierten Ebene jedoch liest Gerigk den Prozess gegen Mitja als Sinnbild des göttlichen Gerichts. Die ontologi-sche Abhängigkeit des Bösen
vom offenen Bekenntnis zu ihm manifestiere sich kompositorisch in jener Leerzeile des 4. Kapitels von Buch 8, an der die Handlung an der spannendsten Stelle, kurz vor dem Mord, unterbrochen wird.
Hier schlüpfe Smerdjakov, gewissermaßen im Dunkel der Textstelle, unbemerkt in jene Rolle, aus der sich sowohl der Intellektuelle (Ivan) als auch der Soldat (Dmitrij) zurückgezogen haben, um sie dem
„stinkenden“ Lakaien Smerdjakov zu überlassen.
An einführenden Gesamtdarstellungen von Dostoevskijs Werk besteht gewiss kein Mangel. Selten jedoch ist es gelungen, Dostoevskijs Romane auf vergleichsweise knappem Raum so bündig und pointiert
auszulegen wie hier. Die weitgehende Ausklammerung des frühen sowie großer Teile des mittleren Werks („Selo Stepanäkovo“, „Djadjuskin son“, „Unizennye i oskorblennye“), die im letzten Kapitel nur
knapp erwähnt werden, lässt zwar etwas aus dem Blickfeld geraten, dass als Erbe der Natürlichen Schule zu Dostoevskijs Erfolgsrezepten auch Themen wie Armut, Unterdrückung, Ohnmacht, die Seele des
„kleinen Mannes“ und ein wohlkalkuliertes Mitleidspathos gehörten, mit dem er sich als „Anwalt der Erniedrigten und Beleidigten“ einen festen Platz auf dem russischen Literaturmarkt gesichert hat.
Andererseits leuchtet die Beschränkung auf die großen Romane hinsichtlich ihres weltliterarischen Ranges ebenso ein wie im Hinblick auf die praktische Funktion des Buches als Begleitband zur neuen
Fischer-Ausgabe. Dies umso mehr, als Gerigk den genetischen Zusammenhang zwischen Schlüsselwerken der mittleren Periode wie den „Zapiski iz mertvogo doma“ und den „Zapiski iz podpoFja“ und den großen
Romanen schlüssig darzulegen weiß.
Ein wesentliches Verdienst des Buches ist die Bündigkeit der Methode, die ihr Fundament in Gerigks Theorie der „poetologischen Differenz“ hat. Damit ist der Gegensatz zwischen der innerfiktionalen
Begründung (Psychologie, Soziologie, Geschichte etc.) und der außerfiktionalen Begründung (ideelles Programm, „Sinn des Ganzen“) von innerfiktionalen Sachverhalten gemeint. Der dafür notwendige Blick
auf das Ganze des Textes setzt ein feines Gespür für das Wozu der eingesetzten Gestaltungsmittel voraus, was in guter hermeneutischer Tradition nicht weniger bedeutet, „als die Gedanken des Autors
vor seiner Schöpfung zu denken“ (Gerigk 2002: 31). Trotz der Einheitlichkeit des methodischen Zugriffs und der Wiederkehr von Theorie-Elementen wie der Lehre vom vierfachen Schriftsinn und dem
Konzept des „delegierten Phantasierens“ wirken Gerigks Einzelinterpretationen nie schematisch, sondern setzen immer wieder neue, oft überraschende Akzente. Wenigstens zwei davon verdienen besondere
Erwähnung. Da ist zum einen die vom Verfasser immer wieder betonte Nähe der Spannungstechniken Dostoevskijs zum klassischen Hollywood-Thriller ä la Hitchcock. Nach Gerigk erklärt sie sich dadurch,
dass Dostoevskijs Romane mit ihrer eigentümlichen Dramaturgie und ihrer „bengalischen Beleuchtung“ Traumfabriken sui generis und insofern Hollywood avant la lettre sind. Dies trifft medien- und
wirkungsgeschichtlich einen zentralen Punkt und lässt sich über Dostoevskij hinaus allgemein für die präkinematografische Anlage des realistischen Romans geltend machen, den der Hollywoodfilm auf
ähnliche Weise beerbt wie seine Soundtracks die Sinfonik des 19. Jahrhunderts. Höchst anschaulich und witzig demonstriert der Verfasser diese mediale Affinität mit eigenen Vorschlägen für
Besetzungslisten von Romanverfilmungen. So ergäbe sein Casting für „Prestuplenie i naka-zanie“ folgendes Darsteller-Ensemble: Raskol'nikov: Robert Hossein, Sonja: Jodie Foster, Porfirij PetroviC: Ed
Harris, Svidrigajlov: Rod Steiger.
Einen zweiten Akzent mit ähnlicher Stoßrichtung setzt Gerigks Erklärung der trivialen Textverfahren in „Idiot“ durch die Nähe zu dem, was Susan Sontag als Camp bezeichnet hat. Damit wird der Finger
auf ein Phänomen gelegt, das schon Leonid Grossman gesehen hat, das die jüngere Dostoevskij-Forschung jedoch meist taktvoll ausblendet. Gerigk hat einen ähnlich scharfen Blick für das ästhetisch
Dubiose bei Dostoevskij wie Vladimir Nabokov. Was letzterer jedoch Dostoevskijs Mangel an gutem Geschmack zuschreibt, stellt sich unter dem Aspekt von Camp als Recycling abgenutzter Kulturbestände
und hochreflektiertes Kunstmittel dar. Camp allerdings ist, folgt man Susan Sontag, eine durch und durch ästhetizistische Erscheinung, die in urbanen Subkulturen wie besonders der Homosexuellen-Szene
gedeiht. Zu Camp gehört ein erhebliches Maß an Selbstironie, ohne das dem Camp-Künstler eine wichtige Quelle seiner Lust am schönen Ramsch abhanden käme. Äsfhetizismus und auktoriale Selbstironie
sind in Dostoevskijs Romanen jedoch eher Mangelware. Nimmt man hingegen „Bednye ljudi“ und „Unizennye i oskorblennye“, einen mit melodramatischen Elementen extrem gesättigten Roman der mittleren
Periode, in den Blick, so ergibt sich ein roter Faden, der alle drei Schaffensphasen des Autors miteinander verbindet. Gerigk selbst hat schon 1981 überzeugend - von der Forschung jedoch viel zu
wenig gewürdigt - Dostoevskijs „Macchiavellismus“ als Basis einer „insgeheimen Poetik“ erkannt, die das Interesse des Lesers, egal mit welchen Mitteln, erzwingt und nicht zurückschreckt vor „Szenen
von geradezu schamloser Rührseligkeit“ (Horst-Jürgen Gerigk, Die Gründe für die Wirkung Dostojewskis. Dostoevsky Studies 2, 1981: 3-26). Mithin ließe sich, was Gerigk als Camp deutet, auch einfacher
als Kitsch begreifen, ohne dass Dostoevskijs Ruf darunter leiden müss-te. Denn gegen Nabokov ist Gerigk darin beizupflichten, dass solche ästhetische „Ruchlosigkeit“ nicht einem Mangel an Kunstsinn
entspringt, sondern „als pures Mittel zur Faszination des Lesers“ (Gerigk 1981: 26) im Gegenteil ein hochentwickeltes Gespür für die technischen Möglichkeiten des literarischen Kunstwerks und für den
Geschmack jenes Massenpublikums erfordert, das sich im Russland der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausbildete.
Aus ganz unterschiedlichen Perspektiven laufen Horst-Jürgen Gerigks Textanalysen somit immer wieder auf den Nachweis der künstlerischer Meisterschaft Dostoevskijs hinaus. Was der Autor mit seinem
neuen Buch vorlegt, ist angesichts der Breite der Problemstellungen, der theoretischen Beschlagenheit, der argumentativen Eleganz und sprachlichen Brillanz ebenfalls ein Meisterwerk. Gerigk ist ein
Bravourstück der ars interpretandi geglückt, dessen prägnanter und zugleich lockerer Stil sich wohltuend unterscheidet von der großen Masse des gelehrten Schrifttums über den „Meister aus
Russland“.
Prof. em. Dr. Andreas Guski: Ehrenbergstraße 27, 14195 Berlin, Deutschland
Dostoevsky Studies. New Series, 18 (2014): 225-227
Horst-Jürgen Gerigk: Dostojewskijs Entwicklung als Schriftsteller. Vom „Toten Haus" zu den „Brüdern Karamasow". (Dostoevsky's development as a writer. From the 'House of the Dead' to the 'Brothers Karamazov'.) Frankfurt a. M., Fischer Taschenbuch Verlag 2013 (= Fischer Klassik). 347p.
Gerigk's book reads like a Dostoevsky novel: exciting, full of mystery and surprises. This alone would be recommendation enough. We are drawn in, swept up in the action, sharing the characters' hopes
and trepidations and waiting for new revelations - even though we already know how it ends. Three quarters of the Brothers Karamazov have been analysed, the chapter is drawing to a close,
when Gerigk finally opens "the door" in an eponymous subchapter. He explains the misinterpretation of a witness and recounts the key scene "In the Dark" for those who may not remember all the
details: Fedor Karamozov, the old lecher, is beaten to death with an iron paperweight by his illegitimate son Smerdyakov. The carefully crafted tension, the trick with the door, does nothing to
lessen the force of the argument. The real murderer, Gerigk asserts, is Dmitri. The alleged miscarriage of justice is recast as an act of salvation and linked to Dostoevsky's biography as well. All
in all: a great book to be read in a single sitting, combining provocative propositions with academic rigour.
Gerigk's approach is hermeneutic or structuralist, as the situation demands. Evil in the world, existential angst, and Heidegger's notion of das Man are all addressed, as are narrative
technique and composition. Dostoevsky's work, his characters and methodology are examined alongside numerous predecessors and epigones from Western literature and the reception of chiefly American
films. At the same time, the author is able to explain a number of concepts from cultural theory and philosophy as if in passing and profitably integrate them into his reflections. Susan Sontag's
speculations about camp culture, for instance, are used to shed light on the Idiot. Sometimes Gerigk is simply overcome by playfulness and indulges in fictitious casting sessions for equally
fictitious film adaptations. Overall, however, the systematic approach dominates. Gerigk is interested in the common thread that runs through Dostoevsky's oeuvre, in connections. The great turning
point, he believes, is the katorga. In Gerigk's view, imprisonment in Omsk and forced proximity to the criminal populace changed everything for Dostoevsky.
In Siberia a new writer was born. Gerigk therefore begins neither with a biography nor with Dostoevsky's early work, but - after a brief preface and without an introduction - with the Memoirs
from the House of the Dead. The prison marks the beginning of a great writing career. It ends with the Brothers Karamazov. Everything else, Gerigk claims, is preliminary or secondary to
this. He could easily have concluded his own study with Dmitri's conviction; the final chapter is merely a supplement and was in fact conceived as such. It gathers together superfluous material, as
if in haste and somewhat carelessly adding the most essential biographical details and the hallmarks of Dostoevsky's early works - but it also recapitulates Gerigk's ingenious conceit. Gerigk insists
on the genuine kinship between Dmitri Karamazov and Fedor Dostoevsky, two rightly convicted criminals. Dostoevsky, he argues, uses the figure of Dmitri to write about his own membership of
the Petrashevtsy. As such, Gerigk sees in the Brothers Karamazov subtle yet recognisable echoes of the House of the Dead - and thus also cleverly lends additional legitimacy to the
structure of his own study.
The aptly chosen framework of the book is mirrored by the well-reasoned and often very original analyses within. Gerigk's focus is on Dostoevsky's major novels, and he provides a brief introduction
to each one. Themes, plot and composition are covered in a minimum of words. These "opening remarks", similar to an entry in a literary encyclopaedia, are followed by the "approach". Here the author
takes greater liberties and juggles his comparative knowledge and his various Dostoevsky interprettations (gathered together here for the first time). Some of Dostoevsky's works are boiled down to
one central poetological idea: Gerigk maintains that The Idiot bears out the theme of misjudgement; the Brothers Karamazov concentrates on the question of guilt; the narrative
technique employed in The Adolescent conveys the pubescent consciousness of a young man in all its stumbling complexity. The poetological aspects of Crime and Punishment and
Demons are more abundant and include fatherlessness and fantasies of every description.
Gerigk is concerned with Dostoevsky's development as a writer. He consistently links his analyses of the different novels, and readers can understand the increasing complexity and
craftsmanship with which Dostoevsky composes his works. For this reason, however, his placing of the Gambler after the Brothers Karamazov is jarring. Here the desire for
completeness gets in the way of the study's well-balanced composition. The Gambler and Dostoevsky's travels in Germany could be skipped without any great loss. But what appears superfluous
here - this includes some word-for-word and therefore grating repetitions of certain pithy observations and formulations - is lacking elsewhere. Subjectivity is, admittedly, the lifeblood of Gerigk's
Dostoevsky book. Readers must be willing to go along with the author's personal approach and provocative style. The selection of research literature is therefore likewise subjective and necessarily
limited. Overloading the text with footnotes would have changed its nature entirely, and to its detriment. Nonetheless, the failure to mention a number of recent landmark studies (such as
Rosenshield's book on the Brothers Karamazov), which could certainly have been incorporated into Gerigk's argumentation, is regrettable.
For whom is this history of Dostoevsky's work written? For specialists and amateurs, Dostoevsky connoisseurs and book lovers, Russia aficionados and students of languages and literature at all stages
of their education or career. Gerigk's Dostoevsky book is conceived for a broad audience, and it inspires a love not only of literature, but of literary scholarship, too. And that is already a great
contribution.
Andrea Zink Innsbruck